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ET028.6 - Gerald spielt mit blauen Pillen

Titelbild © by Netflix


Ach Gerald, hättest du doch die rote Pille genommen…

Wobei? Dann gäbe es am Ende des Films wahrscheinlich ein abusive Asshole und eine vergewaltigte Frau mehr auf der Welt. Also ist es wohl gut so, dass der unsympathische Herr sich zu Beginn von GERALD’S GAME eine Viagra rein trimmt, die ihn kurz danach das Leben kostet und seine arme Frau Jessie allein und ans Bett gefesselt zurück lässt. Warum der Film trotz dieser krassen Prämisse für Arne nicht aufging, erzählt er euch in dieser, zur Abwechslung mal wirklich kurzen Solo-Nummer. #horrorctober-Podcast Nr. #6, viel Spaß!



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Timecodes der Sendung
00:00:00 Begrüßung
00:03:00 Es geht um den mißlungenen GERALD’S GAME
00:06:30 Autor, Regisseur und Editor war Mike Flannagan
00:09:30 Worum geht es im Film?
00:14:00 Wirkt die Geschichte?
00:22:30 Verabschiedung, dann BROILER ALERT
00:23:30 Unrunde Drehbuch-Momente und Kack-Ende


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4 comments

  1. Felix Reuter says:

    Hi Jacker, ich konnte mit „Gerald´s Game“ wesentlich mehr anfangen als du. Ich poste mal meine spoilerhafte Kritik, die sich auch auf moviepilot finden lässt, dort heiße ich Pyro 91 #shamelessplugging.

    „Gerald´s Game“ funktioniert für mich in erster Linie als sorgsam erzähltes, allegorisches Traumabewältigungsdrama über eine Frau namens Jessie Burlingame, die als Kinder Opfer von sexuellen Missbrauch durch ihren Vater wurde.

    In ihrer momentanen Ehe mit Gerald findet sie sich mit Handschellen festgekettet auf ihren Ehebett wieder und muss dort um ihr nacktes Überleben kämpfen. Doch psychologisch-spannende Rückblenden zeigen, dass sie sich eigentlich emotional schon seit ihrer Kindheit in diesem Bett befunden hat, entscheidender Moment war der, als ihr Vater ihr all die Scham, Schuld und letztendlich vollkommene Verantwortung für seine schändliche Tat übertragen hat, während er scheinbar wohlwollend mit väterlichen Blick neben ihr auf ihrem Kinderzimmerbett saß. Sehr stark ist hier das Bild der kleinen Jessie wie sie – nachdem ihr Vater sie mit ihren Schmerz und Leid allein gelassen hat – mit ausgestreckten Händen vollkommen verletztbar daliegt und nicht weiß, wie sie nun mit der Tatsache umgehen soll, dass die Person, die ihr am nächsten steht, ihr ihre Kindheit rauben und vermutlich auch nicht vor ihrer ungeborenen Schwester Halt machen wird, sollte Jessie je sein kleines, schmutziges Geheimnis ans Tageslicht bringen.

    Wie ihr Vater versteckt ihr scheinbar treusorgender und liebevoller Ehemann Gerald eine dunkle Seite, ein raubtierhaftes Verlangen sie zu unterdrücken, sie gefügig zu machen und für seine kranken Perversionen auszunutzen.
    Letztendlich zwingt sie ihre heikle Situation dazu, sich mit ihren Trauma auseinanderzusetzen, sie erinnert sich an die Wunden, die ihr ihr Vater zugefügt hat. Nicht nur an die emotionalen, sondern auch die körperliche, als sie sich mit einem zerspringenden Glas in ihre Hand schneidet, nachdem ihre Mutter wissen wollte, wie sie mit ihrem Vater den Tag verbracht hat.
    Ihr wurde ein Schnitt zugefügt, der nie hätte passieren dürfen, doch in der gegenwärtig spielenden Handlung hilft ihr eben diese schmerzhafte Erinnerung sich aus ihren Fesseln zu befreien und ihr Überleben zu sichern. Sie kann nicht ändern, was damals mit ihr geschehen ist, doch sie kann diesen Schmerz dazu nutzen, um aus ihr vertrackten Lage zu entkommen und später dann anderen Menschen zu helfen, die ebenfalls Opfer von sexuellen Missbrauch wurde. Es ist die Idee, dass Jessie nach einem schrecklichen Trauma wie diesen nicht für immer an ihre schreckliche Vergangenheit gebunden ist, die selben grausamen Erinnerungen immer wieder durchleben und darunter leiden muss, sondern durch die finale Einsicht, dass all diese Männer in Wahrheit nur „klein“ sind und keine Macht über sie, ihre Zukunft, ihr Leben haben, aus ihrer Opferrolle ausbrechen und dieser destruktiven Dynamik ein für alle Mal entfliehen kann.

    Stellvertretend für Jessies aus Inzest entstandener, tief vergrabener Scham, tritt der Moonlight Man auf dem Plan (Hallo an den Riesen aus „Twin Peaks“!), der bereits zu Beginn bei den beiden im Auto „mitfährt“, als wir im Radio von einem umherziehenden Grabräuber hören, der in der Gegend in der Jessie und Gerald ihr Wochenende verbringen, sein Unwesen treibt.
    Er bringt längst Vergangenes, tief Vergrabenes wieder ans Tageslicht und ist – wie wir am Ende herausfinden – ein durch Inzest entstandenes Geschöpf, das wirklich existiert und nicht wie man zunächst annehmen könnte nur ein Hirngespinst von Jessies übermüdeten Verstands ist.
    Sie versucht ihn zu verleugnen, denkt auch dass sie, indem sie ihm ihren Ehering als Tribut zollt, frei von ihm ist und mit ihren Trauma abgeschlossen hat. Doch das ist noch nicht das Ende, erst nachdem sie ihrer Angst direkt ins Gesicht geblickt, ihr Leid mit anderen geteilt und sie zur Aufarbeitung ermutigt hat, ist es ihr möglich einen Schlussstrich zu ziehen, ihr illusionäres Gefängnis endgültig zu verlassen und optimistischer in die Zukunft zu blicken.

    Auf einem reinen Storylevel bin ich mit „Gerald´s Game“ also ziemlich zufrieden, doch die erzählerische Umsetzung ist an manchen Stellen etwas unausgewogen und seltsam gewichtet. So finde ich z.B. einige langwierige Monologe vom toten Gerald etwas zu repetitiv und platt, ständig macht er Jessie Angst, redet über ihr Scheitern, dem nach fleischdürstenden Hund und blablala. Hier hätte sich Mike Flanagan wirklich total auf seine großartige Hauptdarstellerin Carlo Gugino verlassen können, die in jeder Szene wirklich alles gibt, großen Mut zur Hässlichkeit zeigt und deren Gesicht einem alles sagt, was man wissen muss.
    Letztendlich waren die Rückblenden, die sich mit der jungen Jessie beschäftigen auch visuell noch am interessantesten, in der gegenwärtigen Handlung wird das Schlafzimmer-Setting für meinen Geschmack nicht ausreichend genutzt, auch wenn Jessies Versuche aus ihren Handschellen auszubrechen – besonders am Schluss durch das Ritzen mit der Glasscherbe – dafür sorgten, dass ich extrem unruhig auf meinem Sofa hin- und herrutschte. Ich hätte mir gewünscht, dass der Survival-Aspekt der Handlung noch etwas mehr zum Tragen kommt und so die Spannung noch ein wenig angekurbelt worden wäre.
    Wie so oft bei Horrorfilmen – wenn man diesen Film so einordnen möchte – wäre ich auch mit 10-15 Minuten kürzerer Laufzeit und weniger Wiederholung im Handlungsablauf wesentlich zufriedener.
    Doch alles in allem hat mir „Das Spiel“ ziemlich gut gefallen, hauptsächlich wegen der starken Geschichte und der beeindruckenden Lead-Performance. Den King adaptieren können nur die wenigsten, dieser Versuch war jedoch fast ein großartiger Erfolg.

  2. Sultan- of- Swing says:

    Das hat mich auch sehr Überrascht.

    Spoiler

    Er bringt unötigerweise eine übernatürliche Komponente mit ein und erklärt am Ende noch sämtliche Metaphern, die der Film mühsam mit Bildern aufbaut, damit der Zuschauer es auch nocht rafft bzw. gibt der übernatürlichen Idee.noch ein Platz in der realen Welt

    Spoilerende

    Du hast Recht mit deiner Vermutung über das Buch, es spielt sich viel im Kopf der Protagonistin ab und die übernatürliche Komponente ist dort etwas besser eingewebt, da man einen besseren Zeitüberblick bzw einen Überblick über den Gesundheitszustand hat.

    Im Film wirkt das alles sehr gehetzt und ihre Gedanken werden in echt langweilligen Dialogen rübergebracht.

    Das Buch ist keines von Kings besten Werken und eignet sich noch weniger für eine Verfilmung.

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